Unverheiratete Mädchen und Bräute tragen bei den Halloren traditionell einen besonderen Schmuck. Eine Nelkenkrone thront auf ihrem Kopf und wurde früher auf einem hochgebundenen Zopf befestigt. Der Zopf wurde „Kauz“ genannt und straff am Hinterkopf zusammengebunden. (Eine Sage beschreibt das Hochbinden der Haare als so schmerzhaft, dass die Mädchen eine Bleikugel in den Mund bekamen, um sich nicht die Zähne zu zerbeißen.) Heute tragen die Hallorenbräute ihre Nelkenkrone ganz individuell auch auf offenem Haar.
Jede Hallorenfamilie fertigte eigene Nelkenkronen an. Mehrere historische Exemplare befinden sich derzeit im Eigentum der Salzwirker-Brüderschaft. Ihr charakteristischer Nelkengeruch ist selbst nach vielen Jahren noch sehr intensiv.
Neue Nelkenkronen baut man heute in Anlehnung an diese „alten Schätze“ und orientiert sich an Bildern und überlieferten Geschichten.
Die zwei fotografierten Hallorenbräute Emmi und Karla tragen Nelkenkronen, die Hallore Volker originalgetreu für sie angefertigt hat.
Er beginnt den Bau einer Nelkenkrone mit zwei halben Styroporringen aus dem Bastelbedarf. Die Ringe haben zusammen aber noch nicht die richtige Höhe. Deshalb klebt Volker eine weitere Styroporplatte dazwischen und fertigt daraus seinen Grundkörper.
Ein Plastikrohr mit passendem Durchmesser schneidet er zu und klebt es im Inneren des Rohlings fest. An zwei kleinen Löchern im Rohr werden später die Gummibänder für die Kinngummis befestigt. Früher wurden die Kronen mit Haarklemmen direkt auf dem Kopf beziehungsweise im Zopf festgesteckt. Heute ist ein Gummiband bequemer.
Nun umwickelt Volker den Rohling zuerst mit weißem und anschließend mit rotem Band, bevor das Einstecken der Gewürznelken beginnt.
Für jede Krone werden zwischen 400 und 500 intakte Gewürznelkenknospen benötigt. Das Aussortieren ist mühsam und braucht viel Zeit. Früher wickelte man einen dünnen Draht um den Stiel jeder einzelnen Nelke und steckte die angedrahtete Gewürznelke in einen Grundkörper aus feinem Drahtgeflecht.
Volker sticht mit einer spitzen Schere kleine Löcher vor, bevor er mit einer Mischung aus Fingerspitzengefühl und Kraft die Gewürznelken in den Rohling steckt. Dabei bleibt die Unterseite des Grundkörpers, an der sich die Befestigungslöcher für die Kinnbänder befinden, frei. Die zackigen Knospen sollen beim Tragen nicht auf dem Kopf kratzen.
In Reih und Glied prangt ein Köpfchen neben dem anderen. Nach vielen Stunden konzentrierter Arbeit ist die Nelkenkrone fertig gesteckt.
Nun fehlt noch der Farbglanz. Mit Goldbronze wird die Krone von allen Seiten mehrfach überzogen.
An eine gründliche Trockenpause schließt sich der letzte Schritt an. Hierbei legt Volker ein breites rotes Band rings um die Krone. Zum weiteren Schmuck und zur Sicherung des ersten Bandes wird ein schmaleres in einer speziellen Reihenfolge dreifach gesteckt und geknotet. Es entsteht eine dekorative Schleife, die in hüftlangen Bändern herabhängt.
Zum Schluss wird das Kinnband angebracht und die fertige Krone in eine eigens für sie angefertigte Schachtel gelegt.
Mehrere Tage benötigt Volker für ein Schmuckstück.
Für die Jahresausstellung 2024 baute eine Gestalterin eine Nelkenkrone nach. Sie ist als Anschauungsexemplar zum Anfassen in einem Schaukasten ausgestellt.
Die Gestalterin verwendete Steckmasse aus dem Garten- und Freizeitbedarf und schnitt daraus einen kranzförmigen Rohling (Römer) zu. Für zusätzliche Stabilität umwickelte sie ihn mit grünem Floristenband. Anschließend flocht sie ein dünnes Drahtnetz in Rautentechnik und wickelte es um den Grundkörper. Auf das mühsame Aussortieren der Gewürznelken folgte ein Einweichen in Wasser für mehr Haltbarkeit und Stabilität.
Anschließend stach sie mit dem Vorstecher kleine Löcher in den umwundenen Rohling und steckte die getrockneten Nelkenspitzen hinein. Durch das Rautennetz konnten sie nicht, wie bei Hallore Volker, in Reih und Glied angeordnet werden, sondern stehen auch mal schräg hervor. Dies schadet dem kunstvollen Ergebnis aber nicht. Mit goldenem Acrylfarbspray, das wasserfesten Lack zur Versiegelung enthält, wurde die Krone rundum eingefärbt. Zum Abschluss erhielt sie dann noch drei goldene Schleifen.
Für das Ausstellungsexemplar der „erwachsenen“ Nelkenkrone benötigte die Gestalterin insgesamt etwa 6 Stunden.