Eine Hallorenbraut trägt eine vergoldete Nelkenkrone, und ein Hallore trägt an seinem seidigen Brustlatz achtzehn silberne Mohnkapseln als Andenken an die Saalenixen Glauchade und Nicolina.
Die beiden hatten dem Halloren Bandermann aus der Verlegenheit geholfen, als ihm nach seiner ohnehin schon großen Kinderschar auch noch Zwillinge geboren wurden und sich keine Paten für sie finden ließen. „Karline, Karline, was sollen wir tun? Unsere Zwillinge müssen doch getauft werden, aber ohne Paten geht das nicht!“, sagte Bandermann und spuckte ins Wasser. Seine Frau Karline trieb ihn an: Er solle noch einmal durch die Brüderschaft gehen, denn nur am Wasser zu stehen und hineinzuspucken, würde ihm keine Paten bringen. Gerade als Bandermann sich auf den Weg machen wollte, sah er Glauchade und Nicolina neben sich stehen. „Sei unbesorgt“, sagten sie, „wir kommen. Denn du, Karline, hast achtzehn Kindern das Leben geschenkt, und dein Mann Gottlieb hat bereits vierundzwanzig Menschenkinder unter großer Gefahr aus dem Wasser gerettet – das soll belohnt werden.“ Zur Taufe erschienen die beiden Nixen und brachten ein verschlossenes Kästchen mit. Darin befanden sich achtzehn grüne Mohnkapseln und ein Krönchen aus frischen Nelken. „Lasst Euch nicht dazu verleiten, das Kästchen zu öffnen, bevor die Kinder zwanzig Jahre alt sind!“, warnte die Nixe Nicolina und überreichte der Mutter Bandermann den Schlüssel. Doch Bandermann griff hastig danach: „Her damit! Denn wenn Karline den Schlüssel erst in den Fingern hat, wird sie schon morgen hineinschauen!“ Als die Alten nach zwanzig Jahren das Kästchen öffneten, waren die achtzehn Mohnkapseln zu purem Silber geworden, und das Nelkenkrönchen war aus Gold. Sie hefteten dem jungen Mann die silbernen Kugeln an den seidigen Latz und setzten seiner Zwillingsschwester das goldene Krönchen auf. Die Geschwister tanzten fröhlich am Ufer der Saale und riefen nach Glauchade und Nicolina. Diese tauchten sogleich aus dem Wasser auf – doch der grausame Nickelmann, der heimtückisch im Schilf lauerte, warf schwere, scharfe Steine nach ihnen. Schwer verletzt versanken die Nixen in den Fluten. Entsetzt standen die Zwillinge am Ufer und sahen, wie sich das Wasser blutrot färbte. Plötzlich griff der Nickelmann nach der Schwester und zog sie mit ihrem Krönchen in sein Wasserreich. Ihr Vater Bandermann versuchte, sie zu retten – doch der Mann, der so vielen das Leben gerettet hatte, musste selbst mit dem Tod bezahlen. Ein Jahr später, als der junge Bandermann seine Braut heimführte, fertigte er ihr ein Krönchen aus vergoldeten Nelken, wie es einst seine Schwester getragen hatte. Seitdem wurde dies der traditionelle Brautschmuck. Die Braut trägt eine vergüldete Nelkenkrone und der Bursche hat am seidenen Brustlatze achtzehn silberne Mohnköpfe zum Andenken an die Saale-Nixen Glauchade und Nicolina die dem Halloren Bandermann aus der Verlegenheit halfen, als dem nach seiner großen Kinderschar gar noch Zwillinge geboren wurden und sich keine Gevattern dafür fanden. „Karline, Karline, was machen mer, unse Wärmichens missen mer doch toofen, awwer ohne Jevattern jehts doch nich!“ sagte Bandermann und spuckte ins Wasser. Darauf trieb ihn Frau Karline an, er solle noch einmal die Runde machen durch die Brüderschaft; wenn man da stände und ins Wasser spucke, kämen noch lange keine Gevattern. Sowie sich nun Bandermann auf die Socken machen wollte, sah er da Glauchade und Nicolina neben sich. „Seid ohne Sorge“ sagten die, „wir kommen; denn du, Karline, hast achtzehn Seelchen das Leben geschenkt, und vierundzwanzig Menschenkinder hat bis jetzt dein Gottlieb aus dem Wasser gezogen mit großer Gefahr, das soll gelohnt werden. Und zur Taufe kamen die beiden, sie brachten als Angebinde ein verschlossenes Kästchen. Dahinein hatte sie achtzehn grüne Mohnköpfe getan und ein Krönlein von frischen Nelken. „Laßt Euch nicht gelüsten in das Kästchen zu schauen, bevor die Kindlein zwanzig Lenze zählen!“ sagte die Nixe Nicolina und hielt der Mutter Bandermann das Schlüsselchen hin. Da griff aber Bandermann schnell zu: „Här d’r mit! Das kann nur ich verantworten, wenn Karlin’n der Schlissel zwischen Fingern kriwwelt, denn guckt die morchen schon ’nein. Als nach zwanzig Jahren die Alten das Kästchen öffneten, waren darin die achtzehn Mohnköpfe aus lauterem Silber und das Nelkenkrönlein war von Gold. Sie knöpften dem Burschen die Kugelköpfe an den seidenen Latz und setzten seiner Zwillingsschwester das Krönlein auf. Die Geschwister tanzten und sangen lustig am Ufer der nahen Saale und riefen Glauchade und Nicoline. Die tauchten sogleich am Ufer auf; doch wehe, der grausame Nickelmann, der gehässig im Schilfe lauerte, warf nach ihnen mit scharfen, schweren Steinen. Todwund getroffen versanken die Nixen; erschrocken stand unser Zwillingspaar am Flusse und sah das Wasser sich blutrot färben. Da zog mit schnellem Griff der Nickelmann die Schwester mit dem Krönlein zu sich hinab in sein Wasserhaus und den Versuch sein Töchterlein zur retten, musste Vater Bandermann - der so vielen ein Retter gewesen war - mit dem Tode büßen.
Als der junge Bandermann ein Jahr später die Braut heimführte, machte er ihr ein Krönlein aus vergüldeten Würznelken, wie es die Schwester getragen hatte und seither war das der Schmuck einer jeden Braut.