Die Bezeichnung "Halloren" verweist bis heute auf die Salzwirker aus Halle an der Saale. Überlieferungen legen nahe, dass ihre Traditionen bis zu den frühesten schriftlichen Erwähnungen der Stadt Halle (Saale) zurückreichen.
Die Halloren sind in einer der ältesten Berufsvereinigungen Deutschlands organisiert, der "Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle".
Die Brüderschaft hat die Jahrhunderte überdauert und war stets handlungs- und rechtsfähig. Sie ist eine Korporation im Sinne des Allgemeinen Landrechts (II. Teil, 6. Titel, § 25 ff) und des BGB (1. Buch, II. Titel, 1., § 33).
Der Begriff "Hallore" taucht erstmals 1630 in einer Rechtfertigungsschrift des halleschen Rates auf und findet Bestätigung in der Brüderschaftsordnung vom 25. August 1843 durch König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen sowie in der Brüderschaftsordnung vom 15. November 1929 durch das preußische Staatsministerium.
Das zentrale Anliegen der Brüderschaft ist die Pflege und Erhaltung ihres kulturellen Erbes, ihrer sozialen Aufgaben und ihres historischen Vermögens, insbesondere des einzigartigen Silberschatzes.
Der Schatz, bestehend aus kunstvoll gearbeiteten Bechern und Pokalen, ist als "national wertvolles Kulturgut" registriert.
Die Mitglieder der Brüderschaft setzen sich aus den Nachkommen der Salzwirker der Pfännerschaftlichen Saline sowie der Königlich-Preußischen Saline zu Halle an der Saale zusammen. Auch Personen, die nach der Brüderordnung zur Aufnahme berechtigt sind, gehören dazu.
Neben ihrer Arbeit in der Saline übernahmen die Halloren zahlreiche weitere Aufgaben:
Sie verteidigten Teile der Stadtmauer, halfen bei Bränden und Hochwassern, reinigten die Saale und führten Leichenzüge durch.
Ihnen wurden Privilegien gewährt, die auch bei wirtschaftlichen Engpässen eine Existenzgrundlage sicherten, darunter das Recht auf Fisch- und Vogelfang, die Herstellung von Soleiern und Schlackwurst sowie Naturalunterstützung und medizinische Versorgung.
Die Brüderschaft zeichnet sich durch ihre demokratischen Strukturen aus. Seit Jahrhunderten werden Mitsprache- und Wahlverfahren praktiziert, wobei das sogenannte "8-Augenprinzip" für die Vorsteher bis heute gilt.
In der Öffentlichkeit vertreten die Halloren ehrenamtlich ihre Brüderschaft bei bedeutenden Anlässen, etwa bei Neujahrsempfängen des Bundespräsidenten, städtischen Feierlichkeiten oder Veranstaltungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Neue Mitglieder durchlaufen eine zweijährige Kandidatenzeit und legen eine Abschlussprüfung ab.
Die traditionelle Festkleidung, die im 18. Jahrhundert entstand, besteht aus einem Dreispitz, rotem oder blauem Pelz, schwarzen Kniebundhosen, blauen oder weißen Kniestrümpfen, schwarzen Schuhen mit Silberschnallen und einer Weste mit 18 silbernen Kugelknöpfen. 1843 verlieh König Friedrich Wilhelm IV. den Halloren offiziell das Recht, diese Kleidung zu tragen. Bis heute prägen sie mit ihrer historischen Tracht das Stadtbild von Halle.
Die Bedeutung der Salzwirker-Brüderschaft zeigt sich in ihrer Aufnahme in das Verzeichnis des immateriellen nationalen Kulturerbes der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2014.
Eier für den König
Traditionell überreichen die Halloren zum Neujahr Glück- und Segenswünsche. Als Beigabe zum gedruckten Neujahrsgruß, dem sogenannten „Carmen“, reichen sie bis heute Soleier in einer Salzpyramide sowie Schlackwurst.
Der letzte Thalknauth war ein herausragender Delegierter der Brüderschaft und vertrat die Halloren mehrfach als Sprecher der Neujahrsabordnung beim König in Berlin.
Es wird berichtet, dass er im Weißen Saal zu Berlin, vor den allerhöchsten Herrschaften, mit dem Präsent der Brüderschaft – einer stattlichen, mit Soleiern gespickten Salzpyramide – ins Straucheln geriet. Dabei entglitt ihm das kunstvolle Geschenk, und er selbst landete unsanft auf dem Gesäß. Unbeirrt blieb er sitzen und fand zur Entschuldigung die ebenso charmanten wie schlagfertigen Worte:
„Da, Majestät, da lääht de Schiete!“
Nach Robert Moritz, 1927
Foto: Neujahrsgratulation der Halloren beim Bundespräsidenten